Sechs um 1700 aus Sandstein geschaffene Bildstöcke sind das Denkmal des Monats Dezember des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL). Sie stehen auf dem Weg zur St. Antoniuskapelle (Kluskapelle) nordöstlich von Neuenheerse, einem Ortsteil von Bad Driburg (Kreis Höxter). 2023/24 wurden die Bildstöcke restauriert.
Rätselhaft sind die Bildstöcke, da die Bildtafeln oder andere Hinweise auf ihren Anbetungsinhalt fehlen. LWL-Denkmalpfleger Dr. Christoph Heuter hält die Interpretation des Neuenheerser Pfarrers Anton Gemmeke von 1931 für plausibel: „Da es sich um Doppelbildstöcke handelt, deren Gehäuse beidseitig eine Nische für Bildtafeln aufweist, wird es sich um eine Via Matris handeln. Das ist ein Prozessionsweg, der die sieben Schmerzen und die sieben Freuden der Gottesmutter illustriert.”
Bereits im Siebenjährigen Krieg 1756 bis 1763 seien die Bildtafeln aus Metall laut Anton Gemmeke zur Herstellung von Munition eingeschmolzen worden. Als siebte Station auf dem Hinweg der Sieben Schmerzen hätte die St. Antoniuskapelle gedient, in der eine Schrifttafel über einem Bildnis der trauernden Muttergottes mit dem Leichnam Christi hing. „Diese Tafel wird heute im Pfarrbüro aufbewahrt,” sagt Heuter. „Ihre Überschrift 'siebende betrachtung und bitte' ist ein Beleg für die Stimmigkeit von Gemmekes These.” Als siebte Station auf dem Rückweg der Sieben Freuden Mariens, so der Kunsthistoriker, gelte das Altarbild in der ehemaligen Damenstiftskirche St. Saturnina zu Neuenheerse, auf dem die Himmelfahrt Mariens dargestellt ist.
Der Restaurierungsmaßnahme vorausgegangen war ein Hinweis aus der Neuenheerser Bürgerschaft an die Denkmalbehörden. Heuter, der die Maßnahme eng begleitet hat, erinnert sich an den Vorzustand: „Ganze Teile der Bildstöcke waren instabil und drohten herunterzufallen. Infolge einer unsachgemäßen Bearbeitung im Jahr 1985 hatte zudem der Haftgrund für Steinergänzungen an einigen der Bildstöcke rostbraune Verfärbungen hervorgerufen. Ein Bildstock war durch einen Unfall mit einem landwirtschaftlichen Gerät demoliert und in geradezu entstellender Weise wiedererrichtet worden.”
Bei der Restaurierungsmaßnahme 2023/24 wurde die Stadt Bad Driburg als Eigentümerin von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gefördert. Bei der Erstellung eines Restaurierungskonzepts wirkte das LWL-Denkmalfachamt beratend mit, die Ausführung übernahm eine Restaurierungsfirma aus Münster. „Ziel war neben der Reinigung und der Beseitigung von Schäden auch die Herstellung eines würdigen Erscheinungsbildes für alle sechs Stationen”, fasst Heuter zusammen.
Wie selbstverständlich fügen sich laut Heuter die behutsamen Restaurierungsmaßnahmen in das Gesamtbild der über 300-jährigen Bildstöcke ein: „Die rostbraunen Verfärbungen haben die Restaurierungs-Fachleute mit einer mineralischen Schlämme retuschiert. Die Konturen des einst demolierten Bildstocks an Station 4 komplettierten sie durch den Einsatz von Steinvierungen anstelle der unbeholfenen Mörtelverfüllungen. Auf diese Weise wirkt der 1986 aufgesetzte Giebel nicht mehr wie ein übergewichtiger Fremdkörper.” Der Denkmalpfleger freut sich über die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten: „Eine gelungene Kooperation vieler Kräfte”, so sein Fazit.
Bildstöcke als Zeugnisse der Volksfrömmigkeit stehen selten derart im Licht der Öffentlichkeit wie in den letzten Monaten. Der Denkmalwert einer Bildstockfolge am Prozessionsweg zwischen Münster und Telgte wurde im Juli 2024 obergerichtlich bestätigt. Ebenfalls im Sommer 2024 wurde dank einer Initiative von Kirchen, Vereinen und Verbänden erreicht, dass jedes Kleindenkmal am Rande von Bundes- und Landesstraßen vom Landesbetrieb Straßen.NRW auf sein konkretes Gefährdungspotential und seinen ortsgebundenen Zeugniswert hin überprüft wird, anstatt unterschiedslos entfernt zu werden.