So gut besucht sind die Stadtverordnetenversammlungen in dem Diemelstädtchen nicht oft, doch am vergangenen Donnerstag musste in die Kulturhalle ausgewichen werden und selbst diese war nahezu bis auf den letzten Platz besetzt. Aber die Tagesordnung war auch nicht alltäglich, wurde doch Bürgermeister Martin Lange nach sechs Jahren aus seinem Amt verabschiedet und gleichzeitig sein Nachfolger Manuel Zeich als Verwaltungschef eingeführt.
Sie zogen sich wie ein roter Faden durch alle Reden des Abends: Die Würdigung und der Respekt für die Arbeit und seine ausgleichende und gleichzeitig anpackende Art, die Martin Lange während seiner sechsjährigen Amtszeit als Bürgermeister des Diemelstädtchens auszeichnete. Aber nicht nur dafür wurde ihm Respekt gezollt, sondern auch seine Entscheidung, nach nur einer Amtszeit seine bereits angekündigte erneute Kandidatur zurückzuziehen, um zukünftig mehr Zeit für seine Familie zu haben.
„Das Amt eines Bürgermeister hat sich sehr gewandelt“, so Amtskollege Danny Sutor (Grebenstein). Die Bürger hätten heutzutage wesentlich höhere Ansprüche an „ihre“ Bürgermeister. Es werde zunehmend schwerer, diese zu erfüllen, aber nur mit Menschen wie Martin Lange und auch Nachfolger Manuel Zeich, die sich für ein solches Amt zur Verfügung stellten, könne unsere Demokratie letztlich funktionieren.
Und an Manuel Zeich gerichtet, bemerkte Sutor: „Die Aufgaben eines Bürgermeisters werden nicht leichter, sondern eher komplexer und es kommen ständig neue Hürden hinzu – aber Du wusstest ja, worauf Du Dich einlässt.” Bei der Bewältigung dieser Aufgaben sagte er seinem angehenden Amtskollegen die Unterstützung der Verwaltungschefs in der Bürgermeisterdienstversammlung zu: „Wir sind auch eine Art Selbsthilfegruppe, unterstützen uns auf fachlicher, machmal aber auch auf ganz persönlicher Ebene.”
Vizelandrätin Silke Engler überbrachte den Dank der Landkreis-Gremien für die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Trendelburg während Martin Langes Amtszeit. Es sei nie einfach, Bürgermeister zu sein und es verdiene alle Anerkennung, wenn es gelingt, sich trotz immer mehr Vorschriften den Blick auf das Wesentliche, das Wohl der Heimat, zu erhalten. Dabei bedarf es für einen Bürgermeister oft „großer Ohren“ für die Vorgänge in der Gemeinde.
An Manuel Zeich gerichtet, warb sie für gute Zusammenarbeit zum Wohle der rund 241.000 Menschen im Landkreis, für die sowohl die Kreisverwaltung als auch die einzelnen Städte und Gemeinden arbeiteten. Sie bezeichnete das Bürgermeisteramt als „schönstes Amt neben Papst und Bundestrainer“ und schwor ihn auf tolle Begegnungen mit den Menschen ein.
Die Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen in der Trendelburger Stadtverordnetenversammlung resümierten ihre gute Zusammenarbeit mit Martin Lange und boten seinem Nachfolger die Fortsetzung der konstruktiven Arbeit an. Louisa Jordan (Freie Wähler) blickte auf „eine tolle Zeit“ mit vielen guten Errungenschaften für Trendelburg zurück.
Diana Hartgen (SPD) erinnerte an den herausfordernden Start von Langes Amtszeit in der damals gerade unter den Schutzschirm des Landes gestellten Stadt Trendelburg. Mit seiner anpackenden und pragmatischen Art habe Lange hier vieles für die Stadt in die richtige Richtung bewegt, die Finanzen neu geordnet und letztlich ein Verlassen des Schutzschirms im vergangenen Jahr möglich gemacht.
Henning Albrecht (CDU) lobte Martin Langes Talent, die Parlamentarier und Menschen in Trendelburg mitzunehmen und zu motivieren. Das sei ihm in erster Linie gelungen, da er hervorragend moderieren kann.
Das Lob für gute Arbeit in der Kommunalpolitik vermisste Stadtrat und Kreistagsabgeordneter Gerhard Niemeyer, der in seiner Rede auf den Beginn der Amtszeit Martin Langes zurückblickte.
Emotional wurde es bei der Abschiedsrede von Anna-Lena Sprenger vom Personalrat, die in den Worten an ihren ausscheidenden Chef mehrfach um Fassung ringen musste. Martin Lange habe für seine etwa 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung und im Bauhof stets ein offenes Ohr gehabt, sei ihnen auf Augenhöhe begegnet und habe ihre Belange vertreten.
Lob für Erreichtes und Ermunterung für zukünftig anstehende Herausforderungen sprachen neben den Amtskollegen aus den Nachbargemeinden, Harald Munser (Liebenau) und Markus Dittrich (Bad Karlshafen), auch der Geschäftsführer des Hessischen Wasserverbandes Diemel, Thomas Ackermann, aus.
Mit den Worten „Jetzt ist es soweit“ eröffnete Manuel Zeich, seine Antrittsrede als Trendelburger Bürgermeisters, der er ab 1. April 2024 ist. Er übernehme das Amt mit Demut und Bereitschaft zur Verantwortung und wolle es zum Wohle der Stadt mit Hingabe und großem Einsatz ausüben.
Als Hauptamtsleiter habe er mit seinem Amtsvorgänger Immer gut zusammengearbeitet, aus dem einstigen Rivalen Martin Lange (Zeich war ihm bei der Bürgermeisterwahl 2017 noch unterlegen), sei ein Freund geworden, mit dem die Zusammenarbeit stets Freude bereitet habe. Auch mit den Mitarbeitern im Rathaus habe es schon in seiner Rolle als Hauptamtsleiter eine sehr gute Zusammenarbeit gegeben – diese wolle er auch Chef des Hauses fortsetzen.
Ebenso setze er in der Zusammenarbeit mit dem Parlament und dem Magistrat auf Transparenz, um künftige Herausforderungen anzugehen. Die anstehenden Themen seien vielfältig und reichten von Wohnen und Gewerbe bis zur Stärkung interkommunaler Zusammenarbeit (IKZ). Sein klar umrissenes Ziel: „Trendelburg soll eine Stadt sein, in der die Menschen gern leben.”
Berührt zeigte sich auch Martin Lange, angesichts der vielen Redebeiträge. Den darin zum Ausdruck gekommenen Dank beziehe er aber keinesfalls allein auf sich – das gesamte Team der Stadtverwaltung habe einen großen Beitrag zu dem Erreichten geleistet. „Allein kann ein Bürgermeister seine Ziele nicht erreichen, dazu brauche es immer die Unterstützung seines starken Teams“, ist sich Lange sicher.
Auch das Parlament habe teils schwierige Entscheidungen mitgetragen, man sei gegenseitig aneinander und an den Herausforderungen sowie den Auseinandersetzungen im Ringen um eine gute Lösung gewachsen. „Solch eine Motivation, wie hier im Trendelburger Rathaus, habe ich in meinem beruflichen Leben noch nie erlebt“, beschrieb er seine Eindrücke aus der sechsjährigen Arbeit. „Bei aller Arbeit, sei der Spaß nie zu kurz gekommen“.
Seiner Familie gebühre ebenfalls großer Dank, sie habe so einiges mitmachen müssen, habe einige Opfer gebracht. Und an seinen Nachfolger gerichtet, schloss er: „Pass gut auf Trendelburg auf.”