Fußballgeschichte in OWL - Buch von Hubertus Grimm erschienen | Warburg zum Sonntag

Mit dem TSV Nürnberg Ost, FT Jeßnitz, DJK Sparta Nürnberg und dem FC Bayern München gab es im Jahre 1932 vier deutsche Fußballmeister – denn all diese Vereine spielten in unterschiedlichen Verbänden. Erst die Nazis vereinheitlichten die Vielfalt der Fußballverbände, indem sie den DFB als alleinigen Verband bestimmten, gleichzeitig sorgten sie durch den Ausschluss der jüdischen Spieler für eine erneute Spaltung, woraufhin diese den Makkabikreis und den Sportverband Schild gründeten. Diese Einordnung zeigt die Zerrissenheit des Fußballs in der Zeit der Weimarer Republik. Der Fußball war somit ein eindrucksvolles Spiegelbild der Gesellschaft, die sich in verschiedene Milieus aufteilte. Nicht zuletzt auch durch diese Sportverbände wurde die Spaltung zementiert.

Hubertus Grimm, der sich der Aufgabe angenommen hat, die Fußballgeschichte Ostwestfalens in der Zeit von 1918 bis 1945 aufzuarbeiten, stand noch vor einer weiteren komplizierten Aufgabe, denn das heute so fest umrissene Gebiet der Kreise Minden, Herford, Gütersloh, Lippe, Paderborn und Höxter sowie der kreisfreien Stadt Bielefeld war vor 1945 verwaltungstechnisch ganz anders aufgeteilt, sodass die dort spielenden Fußballvereine nicht nur in unterschiedlichen Verbänden, sondern auch noch in unterschiedlichen Regionen spielten.

Neben den gesellschaftlichen und historischen Aspekten verfolgt dieses Buch vor allem ein Ziel: Den unzähligen Vereinen in OWL soll eine Möglichkeit eröffnet werden, sich besser mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. Zeitzeugen sind kaum noch vorhanden, so dass Vereinschroniken nur noch bruchstückhaft rekonstruiert werden können. Vieles von dem, was überliefert wurde, hat Legendencharakter und hält einer Überprüfung nicht stand. Deshalb sollen alle Vereine in OWL mit diesem Buch in die Lage versetzt werden, die Zeit von 1918 bis 1945 zu rekonstruieren.

Es sollte aber ganz bewusst kein Tabellenbuch werden, da die Zeit einfach zu viel zu erzählen hatte. Und die intensive Recherche in den zur Verfügung stehenden Medien und Vereinschroniken hat ein so lebendiges Bild vermittelt, dass es wert war dieses weiterzugeben. So werden in dem Buch auch immer wieder Geschichten am Rande des Fußballs beschrieben wie beispielsweise ein rauchender Torwart, der nur eine Hand frei hatte, um seine Zigarette zu halten und dabei 10 Gegentreffer kassierte. Aber es wird auch auf die Erfolgsgeschichte von Arminia Bielefeld eingegangen, die 1923 Westdeutscher Meister wurde und das Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft erreichte und mit Walter Claus-Oehler sogar einen Nationalspieler stellte. Das Buch setzt 1918 an, da unmittelbar nach dem I. Weltkrieg der Fußball in OWL seinen unaufhaltsamen Siegeszug begann. Viele Vereine wurden in dieser Zeit gegründet und können nun auf eine hundertjährige Geschichte zurückblicken. Allerdings ist bei den meisten Vereine nur noch wenig über diese Anfangszeit bekannt oder teilweise legendenhaft überliefert. Hier möchte der Autor eine Lücke schließen, denn bisher gibt es nur wenige Publikationen zur Sportgeschichte in OWL und keine spezielle Fußballgeschichte für dieses Gebiet für den Zeitraum zwischen den Weltkriegen. Das Buch ist im Verlag Jörg Mitzkat zum Preis von 29,80 Euro erschienen (ISBN 978-3-95954-169-5) und kann direkt beim Verlag oder über den örtlichen Buchhandel erworben werden.

Darüber hinaus hat der Autor für die einzelnen Kreise eine Zusammenfassung ihrer Geschichte als Beilage entwickelt, die zum Selbstkostenpreis von 5,00 Euro zusätzlich direkt beim Verlag allerdings nur zusammen mit dem Buch bestellt werden kann. Darin sind neben einer allgemeinen Beschreibung viele Fotos sowie alle auffindbaren Tabellen bis hinunter zu den untersten Klassen der jeweiligen Kreise enthalten und bilden damit zukünftig die Grundlage für die Erstellung von Chroniken der Vereine in OWL.

Hubertus Grimm ist hauptamtlicher Bürgermeister seiner Heimatstadt Beverungen. Von 1992 bis 2007 war er Vorsitzender des damaligen VfB Beverungen, der 2013 im FC Blau-Weiß Weser aufgegangen ist. Bereits 1990 hat er in dem Buch „70 Jahre Fußball in Beverungen“ die Geschichte seines Vereins aufgearbeitet. 1994 folgte die „Fußballgeschichte des Kreises Höxter“ und 2001 die „Jugendfußballgeschichte des Kreises Höxter“. Mit Hilfe vieler inzwischen digitalisierter Zeitungen in OWL sowie der Verbandszeitung „Fußball und Leichtathletik“ des Westdeutschen Spielverbandes hat er in der Coronazeit seine Recherchen zur Geschichte des Fußballs wieder aufgenommen und mit diesem Buch zum Abschluss gebracht.