Er begleitet kranke Menschen und ihre Angehörigen, hört ihnen zu oder steht ihnen beratend zur Seite. Stephan Massolle ist katholischer Klinikseelsorger am St. Ansgar Krankenhaus der KHWE und bietet Patienten und Mitarbeitern ein offenes Ohr. Um sich noch besser in ihre Situation hineinversetzen zu können, absolviert der 44-Jährige ein vierwöchiges Praktikum in der Pflege.
Fieber messen, Eisbeutel verteilen oder Patienten zu ihren Untersuchungen bringen − Stephan Massolle kennt seine Aufgaben als Praktikant in der Klinik für Orthopädie am St. Vincenz Hospital in Brakel schon ganz genau. Bewusst ist er an einem anderen Standort eingesetzt als üblicherweise, um sich voll und ganz auf die neuen Aufgaben konzentrieren zu können. „Hier bin ich nicht in meiner Rolle als Seelsorger, sondern Stephan, der Praktikant”, so Massolle, der in weißer Hose und Kasack kaum wieder zu erkennen ist. Sogar das Namensschild deutet mit der Aufschrift „Praktikant” nicht auf seine eigentliche Aufgabe hin.
Zwei Wochen lang packt er nun in der orthopädischen Klinik mit an und wechselt dann auf die Intensivstation. Anders als sonst ist sein Tag jetzt gefüllt mit festen Routinen und geregelten Arbeitszeiten, etwas woran sich der Seelsorger anfangs gewöhnen musste. „Ich stehe aktuell um kurz nach vier Uhr auf, um pünktlich um 6 Uhr auf der Arbeit zu sein”, berichtet Massolle von seinem aktuellen Tagesablauf. Auf der Station angekommen, steht zunächst die Übergabe an, bevor dann die Patienten geweckt werden. Anschließend ist für den 44-Jährigen immer etwas zu tun: Betten machen, Frühstück verteilen, Wasserflaschen auffüllen oder den Verbands- sowie Wäschewagen auffüllen, sind nur ein Teil seiner Aufgaben. „Ich schaue, was anliegt und kümmere mich dann darum. Zusätzlich darf ich auch bei der Visite mitgehen oder bekomme Dinge von den ausgebildeten Pflegekräften erklärt”, so Massolle. Gegen 13 Uhr findet die nächste Übergabe statt, bevor er sich dann um 13.30 Uhr auf den wohlverdienten Feierabend freut.
Stephan Massolle ist seit August 2022 bei der KHWE tätig und weiß, wie wichtig Seelsorge für Patienten und Mitarbeiter in den Krankenhäusern ist. Er war bereits in unterschiedlichen Funktionen in anderen Pflegeeinrichtungen unterwegs und hat sogar schon während seines Abiturs als Pflegehelfer in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen gearbeitet.
Als Krankenhausseelsorger kümmert er sich jetzt um die Ängste und Sorgen der Patienten und Mitarbeiter. Er hört zu, führt Gespräche oder ist manchmal auch einfach nur da und schweigt. „Man muss verstehen und nachempfinden können, was derjenige gerade in dieser Situation braucht. So kann ich den Betroffenen auch manchmal helfen, ihre eigenen Kraftressourcen neu einzusetzen”, sagt Massolle, dessen Haupteinsatzgebiete die Palliativ- sowie die Intensivstation sind. Seine Arbeit ist geprägt von schwerem Leid und dem Tod. „Viele Menschen beschäftigen sich mit der Frage, warum ausgerechnet sie so krank geworden sind, wieder andere haben sich damit abgefunden, dass der letzte Weg für sie begonnen hat, tragen aber noch viele Sorgen mit sich. Ich versuche, mit ihnen darüber zu sprechen und ihnen diese Last zu nehmen”, berichtet Stephan Massolle. Immer wieder wird er auch von Angehörigen kontaktiert, die ihn nach Rat fragen oder sich das Sakrament der Krankensalbung für ihr krankes Familienmitglied wünschen. „Seelsorge bedeutet, der zu sein, der immer da ist, sich dem Augenblick voll und ganz hinzugeben und damit wertvolle und entlastende Zeit zu schenken”, beschreibt er seinen vielfältigen Beruf.
Um nun als Krankenhausseelsorger tätig sein zu können, benötigt Stephan Massolle wie alle in diesem Bereich eine entsprechende Ausbildung. Dazu gehört ein sechswöchiger Kurs am Universitätsklinikum Würzburg in Kombination mit dem Praktikum. Auch wenn der Bereich der Pflege für Massolle nicht unbekannt war, ist er froh diesen Einblick erhalten zu können: „Obwohl alles so klar geregelt ist, habe ich schnell gemerkt, wie unterschiedlich die Tage doch sind. Die Pflegekräfte stellen sich jeden Tag auf neue Patienten ein und möchten alle gleichermaßen versorgen. Das so hinzubekommen, kann manchmal ganz schön stressig sein.” Der praktische Einsatz gibt ihm jetzt ein noch besseres Gespür dafür, was in einem Patienten gerade vorgeht und wie Mitarbeiter dank seiner seelsorgerischen Tätigkeit in bestimmten Situationen entlastet werden können. Stephan Massolle: „Und genau deshalb liebe ich meine Arbeit.”