Viele Stunden an Recherchearbeiten waren der Verlegung von sechs Stolpersteinen zum Gedenken an das jüdische Leben im Borgentreicher Ortsteil vorausgegangen. Dabei wurden die Schicksale von 20 jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aufgedeckt, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. In der vergangenen Woche war es schließlich so weit: Die vom Kölner Künstler Gunter Demnig gestalteten und durch Spenden finanzierten Gedenksteine konnten verlegt werden.
Das Projekt ging aus einer Initiative des Borgholzer Altvorderen-Teams (BAT) hervor, das in zahlreichen Gesprächen Informationen zur Geschichte der ehemaligen jüdischen Bewohner von Borgholz zusammengetragen hatte. Die Verlegung der Stolpersteine fand in einer Zeremonie in der Langen Straße statt. Dort wurden im Beisein von Bürgermeister Nicolas Aisch, Ortsvorsteher Franz-Josef Wegener und zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern sechs Stolpersteine verlegt, die an die ehemaligen jüdischen Bewohner der Stadt erinnern sollen. Die Steine wurden vor den früheren Wohn- und Geschäftshäusern der Familien Löwenstein und Neustadt platziert und von Gunter Demnig persönlich eingelassen. Musikalisch umrahmte Trompeter Franz-Josef Temme die Gedenkveranstaltung.
Rainer Mues (Warburg) erinnerte an die Schicksale von Siegmund Löwenstein, Hildegard und Albert Löwenstein sowie deren Sohn Edgar, ebenso wie an Siegmund Neustadt und seine Tochter Emmi. Die Familie Löwenstein, die mindestens seit 1820 in Borgholz ansässig war, wurde am 10. Dezember 1941 über Bielefeld nach Riga deportiert und im dortigen Ghetto ermordet. Siegmund und Emmi Neustadt wurden am 8. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Siegmund Neustadt wurde in Theresienstadt, Emmi Neustadt in Auschwitz ermordet. Wie überall in Deutschland wurden auch die in Borgholz lebenden Juden während der Reichspogromnacht am 10. November 1938 Opfer nationalsozialistischer Gewalt. Ihre Geschäfte und Wohnungen wurden geplündert und in der Folge enteignet (arisiert).
All das geschah unter den Augen von Mitbürgern und Nachbarn sowie mit Duldung und Mitwirkung der Verwaltung. Damit endete in der kleinen Landstadt ein langes Kapitel jüdischen Lebens, das nachweislich mindestens bis in den Anfang des 17. Jahrhunderts zurückreicht.